Donnerstag, 29. März 2012

1. Kurzgeschichte: Polen

                                 Kurztrip: Krakau - Land und Leute

Es geht nach Polen, dem Land der Gegensätze. Sagt man jedenfalls. Um genau zu sein nach Krakau.

Grenze überquert. Erstmal Geld wechseln. Wann denn endlich der Euro komme, fragt meine hübsche Begleiterin. Der kommt warscheinlich in 5 bis 50 Jahren, da dieser momentan genauso attraktiv ist wie das kleine dickliche Mädchen, das beim Abiball alleine in der Ecke sitzt. Ich lache, sie nicht. Weiter geht die Fahrt. Tanken. Zur Begrüßung erscheint ein gelangweilter Tankwart, der auch schon bessere Tage gesehen hat. Ich tanke lieber selbst. Vorbei am "polnischen Ruhrgebiet" in Oberschlesien. Nicht hässlich, aber auch nicht schön. Wie der Ruhrpott eben. Ankunft in Krakau. Wenn man Abends auf die Stadt zufährt wird man begrüßt mit einem Meer aus Lichtern, die sich über die kleinen Hügel verteilen. Das erklärt den Bedarf an Atomkraftwerken. 

Wir fahren durch die Altstadt. Sehr schön und gleichzeitig kompliziert aufgrund der zahlreichen Einbahnstraßen. Das Apartment wurde gefunden. Wir klingeln. Die Tür klemmt. Entschädigt werden wir von einer überfreundlichen Frau im besten Alter, die uns strahlend hineinlässt. Los gehts in die Altstadt, vorbei an japanischen, fotografierenden (bei Nacht?) Touristen, kreischenden Teenies und betrunkenen Engländern. Sehr schöne Altstadt. Ab in einen der zahlreichen Pubs. Noch mehr betrunkene Engländer. Jedes mal, wenn ich mich von meiner Begleitung entferne um ein Bier zu bestellen, laufe ich Gefahr, dass einer dieser betrunkener Engländer auf sie zugeht. Die Atmosphäre ist trotzdem gut. Auf dem Weg zum Apartment lausche ich zwei Krakauern, die sich darüber beschweren, dass die Warschauer doppelt soviel verdienen. Krakau hätte ja viel zu bieten und wäre viel schöner als Warschau. Natürlich, was sonst? 

Nächster Tag. Shoppingtour. Ich lasse mich überreden. Meine Begleiterin wundert sich über die Preise. Die seien ja genauso hoch wie in Deutschland, sagt sie. Das stimmt. Gleichzeitig ist sie begeistert von den riesigen Shoppingtempeln und dem Essen. Nur das Sauerkraut auf ihrem Burger passte ihr dann doch nicht. Sauerkraut. Als Deutsche müsste sie sich ja sehr wohl fühlen. Klischees halt. 

Auf dem Heimweg Stau. Bei einer Zigarette wird mir erklärt, dass dies in Krakau dauernd der Fall wäre und wie sehr man sich eine U-Bahn wünsche. Das Geld ist ja da. Man hat einen leichteren Weg gewählt und einfach eine ''schnelle Straßenbahn'' gebaut. Die fährt dann auch unter der Erde. Fast wie eine U-Bahn. Worüber beschwert man sich denn? In Polen wird gerne gemeckert. Nur demonstriert wird weniger als in Deutschland. Es gibt ja noch sowas wie Arbeit und Familie.

Ab gehts nach Wieliczka. Das Salzbergwerk liegt in der Nähe von Krakau. Mir springt ein Kerl vor das Auto und erklärt mir, dass ich doch seinen Parkplatz nutzen solle. Die anderen werden ja nicht überwacht und seien deshalb unsicher. Natürlich. Trotzdem willige ich ein.

Über das Salzbergwerk will ich nichts verraten, aber es ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Nächtliche Tour durch Krakau. Es geht durch eine Bar, um in eine zweite zu kommen. In Deutschland undenkbar. Das Klischee über den Hang der Polen zum Wodka stellt sich als falsch heraus. Man trinkt Bier oder Longdrinks. Bunte Cocktails bleiben Frauensache. Im Fernsehen läuft Fussball. Natürlich aus England. Das Publikum, selbstverständlich größtenteils Engländer, schreit alle zwei Minuten betrunken auf. Ärger gibt es keinen. Eigentlich ganz symphatisch diese Engländer. An ihrer Kleidung sieht man, dass sie tagsüber Geschäftsleute und Austauschstudenten sind. Gegenüber am Tisch knutscht ein Pärchen heftig miteinander rum. Meine Begleitung scheint es zu stören. Ansonsten scheint es niemanden zu interessieren. Hier mischt man sich nicht in Angelegenheiten Dritter ein. Leben und leben lassen.

Rückweg. Die Tür klemmt nicht mehr.

Am nächsten Tag geht es zurück nach Deutschland. Meine Begleiterin ist traurig. Ihr hat es gefallen. So nah an Deutschland dran und doch so anders. Und obwohl so anders, gibt es doch mehr Gemeinsamkeiten als man zu glauben vermag. 

Sie möchte nochmal hin. Vielleicht zum studieren. Das weiß sie noch nicht. Die Stadt ist wie ein Fluch, der einen nie wieder loslässt. Ich werde wieder kommen.

Vielen Dank,

Koko


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