Donnerstag, 3. Mai 2012

Ukraine, Menschenrechte und Theater

                         Wie aus Sport Politik wird

Da es in letzter Zeit das Thema Nummer eins ist, möchte ich auch mal meinen Senf dazu abgeben. 

Es geht um einen Boykott der EM in der Ukraine. Vorstellen muss man sich, was denn eigentlich mit einem solchen Boykott erreicht wird. Grund dafür ist die, im Gefängnis sitzende, Timoschenko.


Aber wieso denn ausgerechnet jetzt? Die sitzt ja schon seit Oktober letzten Jahres im Gefängnis.

Klassensprecher Westerwelle möchte die Situation der Timoschenko verbessern, indem die ukrainische Politikerin Zugang zum deutschen Gesundheitswesen bekommt. 

Ein weiterer Grund sind die Ermittlungen gegen Timoschenko. Der Schauprozess war sicherlich nicht gut. Darauf sollten sich alle einigen können. 

Der von der EU und anderen westeuropäischen Staaten hochstilisierte ''Engel'' ist  Timoschenko sicherlich aber auch nicht. So ganz demokratisch und rechtmäßig war die Vergrößerung ihres eigenen Vermögens nämlich nicht. 

Fakt ist, dass Timoschenko zu Recht im Gefängnis sitzt. Sie hat sich auf Kosten des Staates bereichert. Na liebe Politiker? Haben Sie denn auch etwas zu verbergen?

Über die Zustände der Haft kann sich Timoschenko natürlich beschweren, aber wieso sollte sie denn eine bessere Behandlung bekommen als andere Häftlinge? Die Situation in den ukrainischen Gefängnissen ist bestimmt nicht gut. Die Wärter erheben bei Ungehorsam und Frechheiten auch gerne mal die Hand, aber das betrifft ja dann alle Insassen und ist generell ein Problem der Gefängnisse. 

Eine ärztliche Behandlung durch andere Staaten ist auch sehr nett, aber eben auch Ungerecht gegenüber Dritten. Dann soll Deutschland, das den Moralapostel des 21. Jahrhunderts spielt, doch bitte ALLE Gefängnisinsassen in der gesamten Ukraine behandeln. Das wäre doch was. Oder sind diese Menschen weniger wert als Timoschenko, nur weil sie weniger Macht und Geld haben? Es sind ja nicht alles Mörder und Vergewaltiger in den Gefängnissen. Es werden  zum Teil auch verurteilte Wirtschaftsverbrecher sein wie Timoschenko.

Ich denke, dass man sich mit der Wahl der Ukraine zum EM-Mitveranstalter etwas überfordert hat. Nun hat man also nach Gründen gesucht auf die Ukraine einzudreschen. Eine der ersten Forderungen war ja die Verlegung der Spiele nach Deutschland. Das ist so aber nicht möglich und wäre außerdem äußerst provokant. Das würde dann wieder den Anschein von Deutschland als Mittelpunkt der Welt erwecken. 

Mit der EM wollte man die Orange Revolution in der Ukraine würdigen und hat sich damit übernommen. Passiert, würde ich mal sagen. Nun liegt es im Interesse aller, diese EM so gut wie möglich über die Bühne zu bringen. Bei einem Boykott würde nämlich in erster Linie nicht die ukrainische Regierung leiden, sondern das Volk. Das hat sich auf das Sportevent vorbereitet. Biergärten wurden eröffnet und viel Geld in Restaurants und Hotels gesteckt. 

Ein Boykott würde viele Ukrainer ruinieren. Gleichzeitig würde der Boykott die Ukraine auf die gleiche Stufe wie Weißrussland stellen, was so langsam schon passiert und absoluter Schwachsinn ist. Die haben Probleme mit ihrer Demokratie, aber sie haben wenigstens Eine. Mit einer gelungenen EM könnte die Ukraine ihr Bild in Europa verbessern und auch neue Investoren ins Land ziehen. Das würde zu einer Annäherung an Europa führen. Damit würden sich eventuell auch die Probleme mit den Menschenrechten, die nicht NUR Timoschenko betreffen, regeln. Man könnte der Ukraine danach zum Beispiel dabei helfen die Gefängnisstandards anzuheben, damit sie zu ''Business Class Hotels'' werden, wie in Westeuropa. 

Kommt es jedoch zum Boykott, werden die Menschen enttäuscht sein. Die Menschen werden sich im Stich gelassen und verraten fühlen. Das Ergebnis wird dann eine erneute Annäherung an Russland sein. Diesmal vielleicht sogar endgültig. 

Wenn das passieren sollte, dann sollte man die westeuropäischen Politiker mal auf ''menschenrechtswidrige'' Art und Weise mit Stöcken bearbeiten. Denn in einer Sache haben die Ukrainer durchaus Recht. Der Westen soll sich zunächst einmal um seinen eigenen Probleme kümmern. Da läuft auch nicht immer alles korrekt ab.

Die schlimmste Konsequenz eines solchen Verhaltens wäre, dass Europa ein 45 Millionen-Volk als Verbündeten verlieren würde. Aus der Ukraine lässt sich nämlich so einiges rausholen.




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